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ABWÄRTSSTRÖMUNG!

Wenn die Strömung entgegen der Tauchrichtung verläuft, ist das für viele Taucher schon kein Freizeitvergnügen mehr. Zu unberechenbar ist die Situation und oftmals macht das Angehen gegen die Strömung den Tauchgang eher zu einer sportlichen Herausforderung als zum Urlaubsvergnügen. Besonders gefährlich wird es, wenn die Strömung sogartig in die Tiefe verläuft...

So passiert in Nusa Penida...

Nusa Penida ist eine Insel südöstlich von Bali, Indonesien und ein gleichnamiger administrativer Bereich des Distrikts Klungkung. Sie ist etwa 20 Kilometer lang und etwa 12 Kilometer breit. Die südlich gelegenen Inseln Nusa Penida, Nusa Ceningan und Nusa Lembongan bieten einige der besten Tauchplätze Balis. Hier hat man gute Chancen, Großfisch wie Mantas, Haie oder den seltenen Mondfisch anzutreffen. Die Tauchbedingungen können allerdings manchmal wegen kalten Wassers und heftigen Strömungen schwierig sein. Das sogenannte Strömungstauchen, auch Drift Diving genannt, kann eine entspannende Angelegenheit sei, wenn es gut geplant und vorbereitet wird.

„So setzte uns das Tauchboot am ‚Riffanfang’ in der Strömung ab. Im Briefing wurde eindringlich darauf hingewiesen, dass die Gruppe zeitgleich ins Wasser zu springen hat um dann gemeinsam und zügig auf die vereinbarte zu Tiefe tauchen. Das Boot wird uns an der Wasseroberfläche folgen und die Gruppe am Ende des Tauchgangs wieder einsammeln.  Hat man sich bei so einem Stömungstauchgang auf einer bestimmten Tiefe richtig austariert, ist das ganze eine Aktion, bei der man sich kaum zu bewegen braucht. Man lässt sich einfach dahin treiben. ‚Das Riff zieht wie in einem Film an uns vorbei...‘

Der Luftvorrat und der Tauchgang nähern sich dem Ende und wir beginnen mit der Austauchphase. Plötzlich und ohne Vorwarnung drückte uns eine unbekannte Kraft immer mehr in die Tiefe. Auch wenn wir unsere Tarierjackets gut gefüllt hatten, verlangsamte es den Abtrieb nicht wesentlich, selbst die Blasen unserer Ausatemluft schienen auf der Stelle stehen zu bleiben, aus Spaß wurde Ernst...“

Als Meeresströmungen bezeichnet man die waagerechten und senkrechten Transporte von Wassermassen in dem Weltmeer bzw. Ozean: Sie werden u. A. durch die Erdrotation, Gezeiten, unterschiedliche Wasserdichten aufgrund unterschiedlicher Salzgehalte und Wassertemperaturen sowie Winde („Driftströmung“) beeinflusst bzw. verursacht. Die Strömungen werden hauptsächlich durch Temperaturunterschiede und unterschiedliche Salzgehalte des Meerwassers (je salzhaltiger das Wasser ist, desto größer ist seine Dichte) erzeugt, die von der Erwärmung von Wassermassen, durch die Sonneneinstrahlung und ihrer Abkühlung herrühren. Allerdings liefert auch die Windreibung an der Oberfläche des Meeres (Ekman-Spirale, Upwelling, Coriolis-Effekt) einen entscheidenden Beitrag. Die Unterschiede der Wasserdichte wirken bei vertikalen, Abwärtsströmung, Strömungen als antreibend.

Es heißt bei ABWÄRTSSTRÖMUNG:
Strömungskanal verlassen.... Meist hilft es, sich von der Riffwand weg aus dem Strömungskanal zu bewegen.

„Doch diese Handlungsweise fällt mir zugegebenermaßen sehr schwer. Der störende Faktor ist das Wörtchen: Meist...! Der Gedanke mich von der vermeintlich sicheren Riffwand zu lösen und eventuell sogar den Sichtkontakt zum Riff zu verlieren um letztendlich ganz die Orientierung, ließ mich dann doch dazu hinleiten mich ganz nah an der Riffwand zu positionieren, zumal horizontale und vertikale Strömung mich ins Nirwana befördern könnte. Letztendlich fand ich einen Strömungsschatten -einen größeren Stein- und kam zur Ruhe, tief durchatmen und einen klaren Gedanken fassen, Luftvorrat und Deko kontrollieren, alles im grünen Bereich. Bei sicherem Halt überlegte ich mir, wie ich jetzt weiter vorgehen könnte, zumal auch die gesamte Gruppe in Sichtweite war und ebenfalls an der Riffwand einen sicheren Platz gefunden hatte um erst einmal abzuwarten...“

In vielen Fällen verschwindet die Abwärtsströmung ebenso schnell, wie sie entstanden ist. Tritt dies nicht ein und/oder Luft/Deko lassen keine weiteren Kompromisse zu, gibt es nun verschiedene Möglichkeiten:

  1. Im Strömungsschatten abwarten, Ruhe bewahren
  2. Man versucht sich Stück für Stück an der Riffwand zum Riffdach empor zu arbeiten. Sicher leidet das Riff aber die eigene sicherheit hat nun mal eindeutig "Vorfahrt"
  3. Seitlich den senkrechten Strömungskanal verlassen
  4. Von der Riffwand weg aus der Abwärtsströmung tauchen


WICHTIGE TIPPS ZUM ERKENNEN UND HANDELN

  • Abwärtsströmungen treten insbesondere an Steilwänden auf. Hier gilt es, sich sicher zu orientieren und den Tiefenmesser immer wieder in Augenschein zu nehmen. Dank der Wand als Orientierungshilfe ist ein Absinken deutlich erkennbar
  • Fischbewegungen und Atemblasen beachten: Ein gutes Indiz für mögliche Strömungen sind einerseits die Luftblasen, die sich bei starken Abwärtsströmungen verwirbeln und gegebenenfalls an Ort und Stelle verharren. Ebenso kann man an der Ausrichtung der Rifffische die Strömungsrichtung ausmachen. Diese stellen sich in aller Regel gegen die Strömung
  • Ruhig bleiben. Panik löst unkontrolliertes Handeln aus. Erst Nachdenken, dann handeln!
  • Strömungskanal verlassen: Meist hilft es, sich von der Riffwand weg aus dem Strömungskanal zu bewegen
  • Signalboje „schießen“. Die Boje kann auch aus größerer Tiefe geschossen werden und dient zusätzlich als Auftriebshilfe
  • Falls alles nichts hilft: Gewichte abwerfen, um so noch mehr Auftrieb zu erhalten. Besser einen kontrollierten Notaufstieg wagen, als das Leben aufs Spiel zu setzen. ABER ACHTUNG: Durch zu hohe Aufstiegsgeschwindigkeit, Lebensgefahr (Deko-Unfall, Luftembolie)

Nicht unterkriegen lassen....

Euer Uwe