Rotes Meer (Bahr el Ahmar)

Aus erdgeschichtlicher Perspektive ist das "Bahr el Ahmar", wie das Rote Meer im Arabischen heißt, noch ziemlich jung. Es entstand vor etwa 25 Millionen Jahren durch die Trennung der afrikanischen von der asiatischen Kontinentalplatte. Der entstandene Riss wurde von Meerwasser gefüllt.

Gleich mehrere Erklärungen gibt es dafür, woher das Rote Meer seinen Namen hat. Zum einen ist hier die Blaualge heimisch, die sich in ihrer Blüte rostrot färbt. Die Algen schwimmen direkt unterhalb der Wasseroberfläche und lassen so das Wasser rötlich schimmern. Denkbar ist auch, dass phönizische Seefahrer dem Roten Meer wegen der roten Felsen an der Küste diesen Namen gaben: Das Gestein enthält hier Eisenoxid, das für eine rötliche Färbung verantwortlich ist.

Iranische Seefahrer wiederum benannten üblicherweise die Himmelsrichtungen nach Farben. Rot stand für Süden – und das Rote Meer lag aus iranischer Sicht im Süden. Ein weiterer Erklärungsansatz sieht die Himjaren als Namensgeber. Das Königreich Himjar lag vor rund 2000 Jahren im Gebiet des heutigen Jemen am Roten Meer. Sein arabischer Name soll die gleichen sprachlichen Wurzeln haben wie die arabische Bezeichnung für die Farbe Rot.

Die biologische Vielfalt im Roten Meer ist einzigartig. Vorherrschend sind Saumriffe nur wenige dutzend bis hunderte Meter vor der Küste oder in Inselnähe. An einigen wenigen flachen Stellen erheben sich Fleckriffe, wie im Nordosten von Hurghada, vor Safaga, südlich von Ras Ghalib (auch Marsa Ghalib, Port Ghalib) – wie das Elphinstone-Riff – und südlich von Marsa Alam. Ferner gibt es drei Riffgruppen weit vor der Küste, die von tiefem Wasser umgeben sind: nordöstlich von Al-Qusair (auch El Quseir) die Brother Islands (Al-Akhawein), südöstlich von Marsa Alam das Daedalus Riff (Abu el-Kizan) und an der Grenze zum Sudan, auf der Höhe von Al Shalaten, St.-Johannes-Insel (Geziret Zabargad) und Rocky Island.

Auf Grund der topographischen Verbreitungsbarrieren und besonderen ökologischen Situation mit stark wechselnden Bedingungen entwickelte sich eine Spielwiese der Evolution und viele Arten kommen endemisch vor. Aber es finden sich auch fast alle Arten aus dem gesamten Indopazifik. Man findet Schildkröten, seltener den Weißspitzen-Hochseehai, Weißspitzen-Riffhai, Grauen Riffhai und Manta. Die raren Walhaie kommen meist nur in relativ kleinen Exemplaren von max. 5–6 m vor, die kaum noch zählbare Population der Gabelschwanzseekühe scheint vor dem Zusammenbruch zu stehen. Nicht vergessen sollte man in der Aufzählung Napoleon-Lippfische, Büffelkopf-Papageifische, Doktor-, Kaiser-, Rotfeuer-, Kugel- und Igelfische, Blaupunktstachelrochen, Kraken und viele mehr. Muränen, teils außerordentlich große Exemplare, sieht man vor allem Ende August bis Anfang September ungewöhnlicherweise auch tagsüber in freiem Wasser dahinschlängeln. Auffallend ist insgesamt die geringere Artenvielfalt im Vergleich zu tropischen Gebieten. Häufig trifft man bei Bootsfahrten, in seltenen Glücksfällen beim Schnorcheln und Tauchen auf den Großen Tümmler und den Spinner-Delfin.