Valsalva, Frenzel, Toynbee, Pure oder False...

Welche Druckausgleichstechnik ist der Richtige für mich?

Druckausgleich im Ohr, wir Erinnern uns
Der Druckausgleich im Ohr wird durch die Eustachische Röhre ermöglicht. Sie verbindet den Nasen-Rachen-Raum mit dem Mittelohr, ermöglicht den Druckausgleich und damit eine gute Belüftung im Mittelohr. Findet der Druckausgleich im Ohr nicht statt, kann dies zu erheblichen Schmerzen führen. Die Eustachische Röhre ist nicht ständig offen, sie lässt sich über einen Muskel öffnen und schließen. Beim Schlucken zum Beispiel zieht ein Muskel an der Röhre und öffnet sie, wodurch der Druck auf den Ohren ausgeglichen werden kann. Dies macht sich mit einem leichten „Knacken“ bemerkbar. Die Fähigkeit, den Druckausgleich herzustellen, ist individuell unterschiedlich ausgeprägt und trainierbar.

Position der Zunge
Die Zunge kann den Mundraum in den vorderen und hinteren Mundraum unterteilen. Das ist an drei unterschiedlichen Stellen möglich und zwar durch das Sprechen der Buchstaben „T“ (Verschluss vorne knapp hinter den oberen Zähnen), „N“ (Verschluss mittig) oder „K“ (Verschluss hinten – geht auch mit „CH“)...

Wir alle kennen die übliche „Valsalva-Technik“, dabei versucht der Taucher auszuatmen, während er sich die Nase zuhält und den Mund verschließt. Dabei spannt er die Atemmuskulatur und Bauchmuskulatur an. Dadurch wird der Luftdruck in den Luftwegen durch Verschließen der Atemwege und Anspannung der Atemmuskulatur (durch versuchtes Ausatmen) erhöht… usw., sollte mittlerweile jedem Taucher geläufig sein, hoffe ich.
Antonio Maria Valsalva war ein italienischer HNO-Arzt (1666 – 1723). Die nach ihm benannte Technik sollte bei Mittelohrentzündungen die Belüftung und den Abtransport des Eiters oder Schleims aus dem Mittelohr durch die Tube begünstigen. Dabei bediente er sich der Bauchpresse, d. h. Anspannung der Bauchmuskulatur. Die Valsalva-Technik basiert ergo auf recht hohem Druck. 

Darum ist diese Technik nicht ganz ungefährlich, denn:

  1. Wenn beispielsweise ein PFO (persistierendes Foramen ovale) vorliegt, können dadurch Mikroblasen von der rechten Herzhälfte in die arterielle linke Herzhälfte gedrückt werden und so das Risiko für eine Dekompressionserkrankung erhöhen.
  2. Zudem kann bei zu forcierten Versuchen mit dem kraftvollen Druck ein Ödem zum Flimmerepithel der Tube „hingedrückt“ werden. Danach ist der Druckausgleich dann nur noch schwer möglich. Bei zu hohem Druckgradienten legen sich zudem die Wände der Tube aneinander und eine Öffnung ist nicht mehr oder nur sehr erschwert möglich.
  3. Das Trommelfell kann bei zu starkem Pressdruck nach außen hin einreisen.

Darum versuchen sich immer mehr Taucher schonendere Methoden anzueignen.

Zum Beispiel: 

Die Frenzel-Technik
Der deutsche Luftwaffenarzt Walter Gotthold Frenzel entwickelt diese Technik für den Druckanstieg in Kampffliegern bei schneller Höhenabnahme. Diese Technik basiert auf „mechanischem Druck“, da hierbei die Luft im Mundraum durch die Zunge Richtung hinten oben in den Nasenraum gedrückt wird. Dabei kann die Zunge in der „T-, N- oder CH- Stellung“ sein. Die Frenzel-Technik ist eine sanfte Methode um den Druckausgleich zu bewältigen, da weniger Druck aufgebaut wird. Manchen Tauchern fällt es dadurch leichter die Tube zu öffnen. Das Risiko eines Shunts von Mikroblasen, bei vorliegendem PFO, auszulösen ist geringer als beim Valsalva-Manöver. Die Frenzel-Technik stellt jedoch keinen Schutz davor dar! Sowohl beim Valsalva- als auch beim Frenzel-Manöver muss der weiche Gaumen natürlich offen sein und den Weg zum Nasenraum freigeben. Beim Valsalva ist die Stimmritze offen, beim Frenzel geschlossen.

False-Manöver

Der „False“ (= falsche) Hands-Free-Druckausgleich wird ähnlich wie der Frenzel durch die Zunge durchgeführt. Die Nase ist dabei lediglich durch die festsitzende Maske verschlossen. Die Luft wird durch die in T-Stellung befindliche Zunge langsam nach hinten oben „gestempelt“. Durch das abnehmende Volumen im Mundraum steigt der Druck und die Luft entweicht über den Nasenraum Richtung Tube. Im Zusammenspiel mit den beiden kleinen Muskeln (Musculi tensor und levator veli palatini) öffnet sich die Tube und der Druckausgleich im Mittelohr kann stattfinden. Bei offenem weichem Gaumen ist die Glottis hierbei verschlossen.

Toynbee-Manöver

Diese Technik wurde nach dem britischen HNO-Arzt Joseph Toynbee benannt (1815 – 1866). Mit dem „Toynbee-Manöver“ wird in der medizinischen Praxis eine Methode der Tubenfunktions- bzw. ein Trommelfellbeweglichkeitstest verstanden, die auf den Namensgeber zurückgeht. Es stellt gewissermaßen die Umkehrung des Valsalva-Manövers dar; während das Toynbee-Manöver den Mittelohrdruck senkt, steigert ihn das Valsalva-Manöver. Beim Toynbee-Manöver wird der Taucher angehalten einen Unterdruck im Nasenrachenraum zu erzeugen, das heißt, mit zugehaltener Nase schlucken. Bei manchen Tauchern gelingt der Druckausgleich rein durch Schlucken, ohne dass er sich die Nase zuhalten muss.

Pure-Manöver

Mit ein bisschen Übung kann man lernen die für die Tubenöffnung verantwortlichen Muskeln bewusst anzusteuern. Das kann man durch willentliche Anspannung der Muskulatur um das Kiefergelenk und des weichen Gaumens ausprobieren. Ihr könnt auch die Kehlkopfmuskeln zu Hilfe nehmen. Das muss man ausprobieren. Bei erfolgreicher Anspannung unserer zwei kleinen Tuben-Hilfsmuskeln spürt ihr eine Druckveränderung im Mittelohr und wisst, dass es funktioniert hat.

Hands Free-Manöver

Für die ganz Versierten und besonders für Unterwasserfotografen ist der Hands-Free-Druckausgleich eine gute Technik, da – wie der Name bereits sagt – dabei die Hände nicht benutzt werden um die Nase zu verschließen. Die Technik ist allerdings nicht ganz einfach zu erlernen und erfordert Übung. Je nach Durchführung unterteilt man dann in die bereits oben erwähnten Techniken

  • False
  • Toynbee
  • Pure

Ich hoffe, Ihr könnt durch diese Zusammenfassung die Übungen nochmals für euch wiederholen und verfeinern. Allerdings kann dies keinen praktischen Workshop ersetzen, da bei der Durchführung der beschriebenen Übungen die Erfolgskontrolle fehlt! 
Also, nicht so viel Druck aufbauen...
Euer Uwe

Quelle(n)
VDST

Wikipedia