Warum urinieren wir in unseren Taucheranzug...?

Es wird wirklich Zeit, das wir ganz offen und ehrlich über ein Thema sprechen, dass von vielen als eklig angesehen wird und trotzdem stillschweigend von der Masse an Tauchern hingenommen wird. Seien wir ehrlich: Die meisten von uns haben diese „Todsünde“ bereits begangen auch wenn Sie sagen: „Nein, so etwas machen wir nicht“.
Entweder wir verbringen die Hälfte unseres Tauchgangs mit dem unnachgiebigen Drang aufzusteigen um auf die Toilette zu rennen, oder wir lassen es einfach laufen.
Diese zugegeben etwas unangenehme Erfahrung kann Menschen davon abhalten nicht genügend Wasser vor einem Tauchgang zu trinken. Im Gegenzug kann Austrocknung das Risiko einer Dekompressionserkrankung erhöhen. Deswegen ist es wichtig den Hintergrund zu verstehen, woher dieser Drang beim Tauchen zu pinkeln kommt. 

Taucherdiurese

Taucherdiurese ist der Grund dafür und heißt übersetzt: „Wasserverlust durch Untertauchen“.Es wird vermutet, dass hinter dem Prozess zum einen die niedrige Temperatur und zum anderen der steigende Wasserdruck steht.

  1. Wasser ist ein ausgezeichneter Wärmeleiter. Daher auch die Notwendigkeit in tropischen Meeren einen Taucheranzug zu benutzen um den Körper warm zu halten. Niedrige Temperatur stimuliert die peripheren Blutgefäße sich zu verengen. Dieser Überlebensmechanismus führt dazu, dass sich das Blut in den Körperkern verschiebt um wichtigere Organe, wie  Herz, Nieren und Gehirn zu durchbluten. Darum auch die kalte Füße und Hände.
  2. Der steigende Wasserdruck komprimiert die Venen in den Armen und Beinen. Venen haben eine relativ dünne Muskelwand, verglichen mit Arterien. Deswegen können diese leicht kollabieren. Wenn sie kollabieren, wird das Blut, das sie transportieren in den Körperkern geschoben (Gauer-Henry-Reflex). Somit wird mehr Blut in das Herz abgegeben und zwar in das rechte Atrium, welches die Aufnahmekammer für Blut im Herzen ist. Mit mehr aufgenommenem Blut erstreckt sich die Muskelwand. Barorezeptoren (Druckrezeptoren) erkennen diese Erhöhung des Blutdrucks, was wiederum die Atrialen Natriuretischen Peptiden (ANP ist ein Hormon, das den Salz- und Wasserhaushalt und damit letztlich den Blutdruck reguliert) freisetzt.

Einer der Effekte dieser leistungsstarken Gefäßerweiterung ist Wasserverlust. Wenn mehr Blut das Herz versorgt folgt daraus, dass ein größeres Blutvolumen auch zu den anderen Organen transportiert wird. Insbesondere auch zu den Nieren, die den Urin erzeugen. Wenn mehr Blut durch die Nieren strömt, wird auch mehr Urin produziert. Der Parasympathikus (er ist beteiligt an der unwillkürlichen Steuerung der meisten inneren Organe und des Blutkreislaufs) meldet dann „Hey, lass mal Druck ab“ und dadurch bekommt die Blase den Reiz in Form von Harndrang. Daraus resultiert der wichtigste Punkt: „Tauchen dehydriert!“.

Fazit: Alles oben Genannte soll uns daran erinnern uns gut hydriert zu halten und auch  unmittelbar vor dem Tauchen ausreichend Wasser zu trinken. Auch wenn wir damit riskieren, das uns die Blase beim tauchen etwas zwickt und wir den Drang verspüren Wasser zu lassen. Wenn also beim nächsten Tauchgang der Drang wieder spürbar wird (und er wird), dann hast Du meine Erlaubnis es laufen zu lassen...

Viel trinken und ich meine damit Mineralwasser. Im Ausland solltest Du darauf verzichten Leitungswasser zu trinken, da es in den meisten Fällen stark chloriert ist. Viel Trinken minimiert noch weitere Erkrankungen:

  • Dekompressionsunfälle
  • Kopfschmerzen
  • Erschöpfung und Konzentrationsmangel uvm.

Die meisten Reisedurchfälle treten in den ersten Tagen eines Auslandsaufenthaltes auf, wenn der Darm sich noch nicht an die "fremden" Bakterien und Viren gewöhnt hat. Durch die Flüssigkeitszunahme, mindestens 4-5 Liter Wasser am Tag, werden der Magen-Darm-Kanal, sowie die Nieren und Blase gut gespült. Die meisten Viren und Bakterien werden dadurch ausgespült. Na dann mal Prost...
Euer Uwe