Trends

Seit Hans Hass, österreichischer Tauchpionier und Meeresforscher, der vor allem durch seine Dokumentarfilme 1947 über Haie und seinen Einsatz für den Umweltschutz bekannt wurde oder als 1988 „Im Rausch der Tiefe“ in den deutschen Kinos anlief, wo von der Rivalität des Franzosen Jacques Mayol und des Italieners Enzo Maiorca, die sich in den 1960er Jahren über einen Zeitraum von zehn Jahren die Tauchrekorde gegenseitig abjagten, begeistert uns die Unterwasserwelt.

So erfreut sich das Apnoetauchen über immer mehr Anhänger. Beim Apnoetauchen oder Freitauchen atmet der Taucher vor dem Abtauchen ein und nutzt im Gegensatz zum Gerätetauchen für den Tauchgang nur diesen einen Atemzug. Das Apnoetauchen ist die älteste und ursprünglichste Form des Tauchens. Bereits in der Steinzeit haben Apnoetaucher zum Beispiel Muscheln, Schwämme und Perlen gesammelt oder gejagt und seit Guillaume Néry, ein französischer Freediving-Champion, der auf konstantes Gewicht spezialisiert ist und die Königin aller Freediving-Disziplinen ist (Abstieg und Aufstieg nur mit Flossenantrieb) und durch seine wortwörtlich atemberaubenden Videoclips nicht nur die Gerätetaucher begeistert.

So hat auch das technische Tauchen,  auch Technical Diving, TecDiving, Tek-Tauchen, Tec-Tauchen o. Ä, hier werden verschiedene Formen des fortgeschrittenen Sporttauchens zusammengefasst, bei denen zusätzliche oder spezielle Tauchausrüstung eingesetzt wird. Die verwendeten Techniken stammen unter anderem aus dem Berufstauchen und Forschungstauchen. Im Allgemeinen bringt das Tauchen in größeren Tiefen viele Problematiken des menschlichen Organismus mit sich, denen nur mit technischen Gasen und dazugehörigen technischen Geräten begegnet werden kann, den Siegeszug angetreten.

So sind zwei neue Trends auf dem Vormarsch, das „Blackwater Diving“, sowie das „Solotauchen“. Beides möchte ich einmal näher betrachten.

Es soll ein großer „Thrill“ sein...

Das Blackwater Diving – auch bekannt als Schwarzwassertauchen – bedeutet, mitten in der Nacht im 1000 Meter tiefen Pazifik seltsamen Kreaturen aus der Tiefsee hinterherjagen. 

Wer hat es nicht schon einmal gemacht und ist begeistert, einen Nachttauchgang an einem Riff. Alles Unwesentliche wird ausgeblendet und man fokussiert sich nur auf den Lichtkegel der Unterwasserlampe. 

Das Blackwater Tauchen ist ähnlich, nur es findet im freien Wasser der Tiefsee statt. Nirgends ein Riff, nur 1000m oder mehr, freier Fall nach unten. Am besten geeignet ist die Zeit vor Neumond, wo das natürliche Licht am schwächsten ist. Das hört sich erst einmal nicht so prickelnd an. Getaucht wird in 10-15 m Wassertiefe, abgesichert mit einer sogenannten Sorgleine oder entsprechend langen Stange, welche am Boot befestigt ist, Bojen und mehreren starken Unterwasserlampen. Die Lampen sorgen nun dafür, dass die Tiere der Tiefsee angelockt werden und bis zur Oberfläche kommen, wo sie dann beobachtet und fotografiert werden können.

Doch zunächst heißt es dann wohl abwarten und versuchen nicht die Orientierung zu verlieren, doch dann sollen sie wohl kommen, die Aliens der Tiefsee. Unzählige Arten von Quallen, fluoreszierende Kalmare, Krebse, Oktopusse, Kraken uvm. Die eigentliche Attraktion sollen aber die vielen Fische im pre-juvenilen (Kindheits- und Jugend¬stadien des Entwicklungsstadiums eines Organismus vor der Geschlechtsreife) Status sein. 

Doch man sollte immer damit rechnen, dass auch andere Meeresbewohner, wie zBsp. Haie durch das Licht magisch angezogen werden. Ein bisschen Restrisiko ist immer...

Doch darauf muss man achten um Blackwater Tauchgänge durchzuführen:

  • Ausrüstungsempfehlung für den Nachttauchgang, Strömungstauchgang
  • Langer Tauchanzug, da auch manch anderer Seebewohner, wie zBsp. die Seewespe durch die Lampen angezogen werden. Deren Berührung ist sehr Schmerzhaft bis tödlich
  • SK-Nachttauchen
  • SK-Strömungstauchen
  • Der sichere Umgang im Tarieren, Sicherheitsboje, UW-Lampen 
  • Nicht tiefer als 15m
  • Sorgleine, Stange in entsprechender Länge
  • Mindestens 2 Taucherlampen pro Taucher
  • Keine Deko-Tauchgänge 
  • Evtl. GPS-System 
  • Kleine Gruppen (4-6 Taucher)
  • Erfahrener Guide, der das Gewässer kennt
  • Keine unerfahrenen Taucher

Angeboten wird das Blackwater Diving bereits auf den Philippinen, Indonesien, Palau, Azoren und Norwegen.


Nicht ganz so neu aber seitdem Kontroverse diskutiert, dass Solotauchen...

Definition Solotauchen:

  • Solotauchen wird definiert als Tauchen, das komplett oder teilweise ohne einen Buddy geplant und durchgeführt wird.
  • Ein Solotaucher mit einem Doppelflaschenpaket und einer Notfallflasche an der linken Seite.
  • Solotauchen ist das Tauchen ohne einen Buddy, besonders beim Gerätetauchen, aber auch beim Apnoetauchen.
  • Solotaucher verfügen über besondere Fähigkeiten (??) und Ausrüstung, um auszugleichen, dass ihnen kein anderer Taucher im Notfall Hilfe leisten könnte...

Die nötigen Fähigkeiten und Verfahren können unter anderem in speziellen Tauchausbildungen erlernt werden, die eine Prüfung beinhalten und zu einer Zertifizierung führen. Während die meisten Tauchorganisationen früher vom Freizeit-Solotauchen abrieten, wird es seit den späten 1990er Jahren teilweise akzeptiert und für erfahrene Taucher eine entsprechende Ausbildung zu taucherischer Selbstständigkeit und redundanter Ausrüstung angeboten.

Warum Solotauchen?

Auf diese Frage gibt es viele Antworten.

Da mag es sein, dass man sich nicht dem Gruppenzwang geführter Tauchgänge mit Teilnehmern unterschiedlichster Ausbildungsstufen und Erfahrung unterwerfen muss. Naturgemäß und absolut richtig ist die Gestaltung geführter Tauchgänge auf die Teilnehmer optimiert, die den geringsten Status haben. Oder man möchte als Fotograf bzw. Filmer einfach an einem Motiv bleiben und in Ruhe produzieren, ohne ständig mit einem Auge nach der weiterziehenden Gruppe schielen zu müssen.
Und da gibt es die Wracktauchgänge, die geführt bei 20 Meter Tiefe an den obersten Aufbauten enden, weil das Level der Gruppe nicht mehr her gibt oder das zum Kodex der Basis gehört. Selber ist man lizensiert für 40 Meter und könnte das Wrack von außen wesentlich ausführlicher genießen. Neben einer Reihe weiterer plausibler Gründe kommt ein weiterer hinzu, die unbekannte Eignung eines von der Basis, dem Tauchschiff aufs Auge gedrückten Buddy.
Selbst hat man eine hohe Qualifikation erworben, vorgewiesen durch entsprechende Ausbildungslevel und ein dickes Logbuch. Gut, das sagt nicht wirklich alles, ist aber in der Regel ein Hinweis, dass man einen wenig erfahrenen Mittaucher an die Flosse gebunden bekommt. Grundsätzlich sollen beim Tauchen Unfälle und Gefahrensituationen nach Möglichkeit vermieden, zumindest aber schadfrei überlebt werden. Beim Tauchen in einer Gruppe von zwei oder drei Personen wird dies erreicht, indem die Taucher kooperieren und sich im Bedarfsfall gegenseitig retten oder eine Rettung unterstützen.

Mögliche Szenarien sind unter anderem:

  • Der tatsächliche oder funktionale Verlust eines wichtigen Ausrüstungsgegenstandes, wie z. B. des Tauchcomputers, der Tauchlampe, der Tauchmaske oder der Flossen. In diesen Fällen kann der Tauchpartner entweder den Verlust durch seine eigene mitgeführte Technik kompensieren oder dem Taucher zumindest helfen, den Tauchgang kontrolliert zu beenden.
  • Der tatsächliche oder funktionale Verlust der Atemgasversorgung. Für diesen Fall hat der Tauchpartner einen zweiten Atemregler, den er dem Taucher zur Verfügung stellen kann, sodass beide Taucher aus einem Tauchgerät atmen. Bei richtiger Tauchgangsplanung reicht das Atemgas aus, um beide Taucher kontrolliert an die Oberfläche zu bringen.
  • Der Verlust von Tauchblei. Der Tauchpartner kann einen unkontrollierten Aufstieg an die Oberfläche bremsen.
  • Ein Defekt der Tarierweste und/oder des Trockentauchanzuges, was zum Verlust von Auftrieb führt. Der Tauchpartner kann ein Absinken auf den Grund durch Einsatz seiner eigenen Tariermittel verhindern.
  • Der Taucher verfängt sich in einer Leine oder in einem Netz oder wird auf andere Weise eingeschlossen. Der Tauchpartner kann ihn aus dieser Situation befreien.
  • Der Taucher verliert das Bewusstsein ganz oder teilweise oder hat ein anderes medizinisches Problem, das seine Handlungsfähigkeit einschränkt. Der Tauchpartner kann ihn notfallmäßig an die Oberfläche bringen und dort weitere medizinische Maßnahmen einleiten.
  • Der Taucher gerät in Panik. Der Tauchpartner kann ihn entweder beruhigen oder notfallmäßig zur Oberfläche begleiten.
  • Der Taucher macht einen Fehler bei der Planung, der Vorbereitung oder der Durchführung des Tauchgangs. Der Tauchpartner kann den Fehler bemerken und beheben.

Ich persönlich halte überhaupt nichts von diesem neuen Trend, Solo zu tauchen aber letztendlich entscheidet jeder für sich selbst ob er auf einen Buddy verzichten möchte aber grundsätzlich stellt sich beim Risikomanagement für das Solotauchen die Frage, wodurch ein Taucher auf einen Tauchpartner angewiesen sein kann. Ich finde es unverantwortlich, dass einige Tauchsportverbände diese Form des Tauchens unterstützen, indem sie Kurse, abschließende Prüfungen und Zertifikate (natürlich nicht umsonst!) durchführen und ausstellen. Aber vielleicht sollte man erst einmal die zukünftigen Unfallstatistiken abwarten, bevor man sich ein Urteil darüber erlauben darf...

Was das Blackwatertauchen allerdings angeht, könnte ich mir vorstellen, dass dieser Trend sich durchsetzt. Entsprechende Sicherheitsmaßnahmen für das sichere Tauchen sind Grundvoraussetzung und wenn dann auch noch die Tiefseebewohner mitspielen, ist es bestimmt ein tolles Erlebnis...
Euer Uwe