Unterwasserwelt im Winter: Fische, Amphibien, Phytoplankton und Pflanzen…

In den Seen tobt das Leben, und natürlich passen sich die Organismen, die hier zuhause sind, den Veränderungen des Wassers über das Jahr an. Wenn sich die Seetemperaturen Richtung der 4 °C-Grenze bewegen, verlangsamt sich das Leben unter Wasser. Phytoplankton sind fotosynthetische Mikroorganismen, die in wärmeren Jahreszeiten zur Oberfläche des Sees schwimmen, um etwas Sonne abzukriegen. Im Winter hingegen orientieren sie sich auch Richtung Seeboden. Zu dieser Zeit sind sie nicht mehr so vielzählig.

Viele Wasserpflanzen sterben im Winter ab, ähnlich wie ihre Pflanzenverwandten an Land. Einjährige Pflanzen verteilen ihre Samen üblicherweise auf dem Seegrund, wo sie keimen sobald es wärmer wird. Mehrjährige Wasserpflanzen mit Wurzeln hingegen haben zwei Möglichkeiten, um zu überleben: Entweder setzen sie Sprösslinge ab, die im Frühling neu wachsen. Oder sie bilden sich ganz zurück, speichern all ihre Energie in den Wurzeln, die sie dann im Frühling für die Bildung neuer Pflanzen nutzen. Wasserpflanzen ohne Wurzeln haben andere Überlebenstechniken: Beispielsweise sinken sie  auf den Seegrund, wenn die Temperatur am niedrigsten ist, und schwimmen wieder hoch, wenn es wärmer wird. Immergrüne Pflanzen trotzen dem Winter, in dem sie merklich langsamer fotosynthetisieren als im Sommer. Wenn sie zu lange dem kalten Wasser ausgesetzt sind, werden sie stark beschädigt, doch wenn der Frühling kommt, beginnen sie wieder zu sprießen. Die sogenannte „Anomalie des Wassers“ sorgt dafür, dass die Fische auch im Winter überleben können... Kühlt sich die Luft zum Winter ab, sinken auch die Wassertemperaturen. Bei 0° C wird das Wasser fest, es gefriert. Da Eis auf dem Wasser schwimmt, friert der See von oben beginnend zu. Er kann jedoch nicht vollständig durchfrieren, wenn er denn tief genug ist. Während sich an der Wasseroberfläche Eisschichten bilden, sinkt das wärmere Wasser auf den Grund. Denn Wasser besitzt bei einer Temperatur von 4 Grad Celsius die höchste Dichte. Das heißt, dass das Wasser zu diesem Zeitpunkt auch am schwersten ist. Hier bleibt es auch in sehr kalten Wintern immer 4° C warm, weil das Eis an der Oberfläche das Wasser vor weiterem Abkühlen schützt.

Fische haben ihren ganz eigenen Kälteschutz: sie sind wechselwarme Tiere. Das bedeutet, dass sie ihren Kreislauf an die Temperatur des Wassers anpassen. Während im Sommer das Wasser etwa 20° C warm ist, sind die Fische topfit. Nehmen wir zum Beispiel den Karpfen:
bis zu 130 Mal pro Minute schlägt dann sein Herz, er schwimmt aktiv herum, frisst und nimmt Gewicht zu. Im Winter dagegen bei 4° C Wassertemperatur gehen seine Herzschläge auf 3 bis 6 pro Minute herunter und er verfällt in eine Art Starre. Dadurch verbraucht er weniger Energie und er kommt über den Winter auch ohne Nahrung aus. So überwintern in der unteren Wasserschicht die Fische und auch alle anderen Kleinlebewesen. Im Winter kuscheln sich Süßwasserfische auf dem Boden des Sees zusammen, wo das Wasser wärmer ist als direkt unter der eisigen Oberfläche. Hier unten verweilen sie und versuchen sich wenig zu bewegen, bis das Wasser wieder wärmer wird. Ähnlich verhalten sich Amphibien wie Frösche, die auf dem Seegrund Schutz suchen für diese Zeit des Winterschlafes, und sich dabei oft eingraben.


Und so überwintern diese Fische

Die Schleie hält Winterschlaf - nach dem Winter ist sie förmlich ausgehungert...

Der Barsch überwintert einzeln in größerer Tiefe auf dem Grund...

Der Zander und Hecht ziehen in Grundnähe gemächlich umher. In der kalten Jahreszeit fahren Hechte ihren Stoffwechsel herunter. Sie befinden sich, wie andere Raubfische auch, im Energiesparmodus. Hechte sind wechselwarme Fische und haben keine konstante Körpertemperatur und liegen dann meist an r tiefsten Stelle im See am Grund und bewegen sich so wenig wie nötig.

Die Karpfen und alle anderen Weißfische verfallen im Dickicht der Pflanzen in Winterstarre.

Aale und der Wels suchen sich die tiefsten Stelle im See und graben sich ein, nur der Kopf ragt dann noch aus Gewässergrund heraus.

Krebse ziehen sich im Herbst ins tiefere Wasser zurück. Ende April tauchen sie dann auch wieder am Rand auf. Er hält keinen Winterschlaf, sondern ruht nur einige Wochen.

Wenn im Winter der Teich mit einer dicken Eisschicht bedeckt ist, befinden sich die Frösche darunter in der Winterstarre. Frösche und Kröten gehören als Amphibien zu den wechselwarmen Tieren. Das bedeutet, dass sie ihre Körpertemperatur nicht durchgehend auf einem konstanten Wert halten. Vielmehr ist ihre Körpertemperatur an die vorherrschende Außentemperatur gekoppelt. Natürlich nur innerhalb gewisser Grenzen. Im Winter wird die Temperatur folglich einige Grad heruntergeschaltet. Fällt die Temperatur jedoch unter 10 °C, hat das weitere Konsequenzen für die Quaker. Sie verfallen in die sogenannte Winterstarre und überwintern in diesem Zustand. Doch auch in dieser Ruhephase reagieren sie auf Störungen von außen. Sie erwachen dann kurzzeitig aus der Starre und verbrauchen unnötig viel Sauerstoff, der ihnen zu einem späteren Zeitpunkt fehlen könnte.

Muscheln stehen stellvertretend für alle Tiere des Gewässergrundes. Da sie sich nur sehr langsam bewegen, sind sie äußerst empfindlich gegenüber Eingriffen in den Gewässergrund: Werden etwa Fließgewässer ausgebaggert, sterben Muscheln und viele andere Bodenorganismen im ausgehobenen Baggergut ab. Sie sind nicht in der Lage, selber wieder in das Gewässer zurückzukehren. Auch Umsiedlungen von Großmuscheln bleiben meist erfolglos: Die Tiere sind gegenüber Standortveränderungen sehr sensibel. Da sie permanent Wasser filtern und sich so auch immer mit Sauerstoff versorgen, sterben sie schon kurzer Zeit nachdem der Wasserstrom unterbrochen wird, ab. Sie müssen ausreichend Nährstoffe im Wasser finden, denn der Stoffwechsel der Teichmuscheln ist während des Winters verlangsamt, aber Nahrung wird nach wie vor benötigt.